Die europäische Stechpalme – Ilex aquifolium

Stechpalmen (Ilex) gibt es weltweit in etwa 600 Arten. Nur eine davon, die europäische Stechpalme, Ilex aquifolium, ist in Europa heimisch. Sie wächst überall da, wo die Winter mild und die Sommer nicht zu trocken sind, auch in Teilen von Deutschland. Vor allem in Norddeutschland, wo das Klima eher ozeanisch geprägt ist, war die Stechpalme lange Zeit weit verbreitet, galt sogar als Unkraut. In den letzten Jahren hat sie sich, vermutlich als Folge des Klimawandels, nach Norden ausgebreitet, wird jetzt auch in Teilen von Skandinavien angetroffen.

Als Zierpflanze wird die europäische Stechpalme in ganz Deutschland gezogen, auch Kulturformen mit anderen Blattformen und -farben sind anzutreffen. Oft wird die europäische Stechpalme einfach als Ilex bezeichnet, da andere Arten der Gattung Ilex hier nicht heimisch sind. Als Zierpflanzen können sie aber vorkommen, so dass es gelegentlich zu einer gewissen Namensverwirrung kommt.

Die europäische Stechpalme trägt immergrünes Laub, was in Europa selten ist. Sie teilt diese Eigenschaft vor allem mit dem Buchsbaum und dem Kirschlorbeer, die aber beide eher als Sträucher denn als Bäume wachsen. Dieser Eigenschaft verdankt sie eine Verwendung, die zur deutschen Namensgebung führte. Denn die Stechpalme ist botanisch keineswegs eine Palme. Sie wird allerdings in der kirchlichen Tradition am Palmsonntag anstelle von Palmen verwendet, die in Europa nicht vorkommen. So früh im Jahr sind im Allgemeinen kaum andere grüne Blätter in der Natur verfügbar.

Die Pflanze mit den stechenden Blättern, die anstelle von Palmen verwendet wird, wurde also entsprechend als Stechpalme bezeichnet. Der Name hat sich nur teilweise durchgesetzt, wird vor allem im Zusammenhang mit den kirchlichen Traditionen verwendet. Die Bezeichnung Ilex ist zwar ungenau, aber gebräuchlicher. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von volkstümlichen Namen, unter denen die Pflanze bekannt ist, wie Hülse oder Stechhülse, Winterbeere oder Hülsdorn. Auch Hulst oder Christdorn sind Bezeichnungen für die Stechpalme.

Die Ilex-Pflanze

Ilex aquifolium kann als Strauch oder als Baum wachsen. In Mitteleuropa überwiegen kleinere bis mittlere Sträucher oder Bäume mit einer Höhe von einem bis zu fünf Metern. Für hohe Wuchsformen von bis zu 15 Metern Höhe ist ein milderes Klima erforderlich, große Bäume wird man also eher in südlicheren Gegenden antreffen. Das Holz ist sehr hart, wächst entsprechend langsam. Gleichzeitig war es lange Zeit als Werkstoff sehr begehrt, was zu einer starken Reduktion der Bestände geführt hat. Deshalb steht der Ilex in Deutschland heute unter Naturschutz, darf nicht in der Natur geerntet oder gepflückt werden. Wer Ilex als Weihnachtsschmuck verwenden möchte, muss ihn im eigenen Garten anpflanzen oder aus Kulturbeständen kaufen.

Die Form der ganzen Pflanze erscheint von Natur aus kegelförmig, entweder vom Boden an, oder auf einem kurzen Stamm, wenn sie als Baum wächst. Ilex kann aber in fast jede Form geschnitten werden, ist zum Beispiel als immergrüne Hecke ein guter Sichtschutz. Ein besseres Erkennungsmerkmal als die Form sind also die typischen, stechenden Blätter.

Die Blätter der Stechpalme sind fünf bis acht Zentimeter lang, fest und hart. Sie sind auf der Oberseite glänzend dunkelgrün, auf der Unterseite matt hellgrün gefärbt. Die Blätter sind spitz und sitzen auf einem ca. einen Zentimeter langen Stiel. Die Blattränder erscheinen wellig, so dass die Stacheln abwechselnd nach oben und nach unten zeigen. Das gilt allerdings nicht für alle Blätter. Ob die Blätter Dornspitzen haben, hängt davon ab, in welcher Höhe sie wachsen. Unten am Strauch oder Baum sitzende Blätter sind auf diese Weise bewehrt, was die Pflanze weitgehend vor Fressfeinden schützt. Weiter oben ist das nicht nötig, dort sind die Blätter glattrandig. Solche glattrandigen Blätter kommen entsprechend nur bei älteren Exemplaren von entsprechender Größe vor. Jedes bewehrte Blatt hat auf jeder Seite fünf bis sieben, manchmal auch bis zu neun Stachelspitzen, die abwechselnd nach oben und nach unten zeigen. Die relativ harten, ledrigen Blätter sind auch nach der Ernte recht lange haltbar, woraus sich die Eignung als Weihnachtsschmuck ergibt.

Die Blätter sind wechselständig am Zweig angeordnet, also immer abwechselnd eins rechts, eins links, niemals gegenüber.

Die Stechpalme blüht im Mai und Juni. Die eher unscheinbaren, kleinen weißen Blüten wachsen gruppenweise aus den Blattachseln. Erst später im Herbst entwickeln sich an den weiblichen Pflanzen die Beeren, die sich erst nach und nach rot färben. Dazu müssen allerdings männliche Pflanzen in der Nähe vorhanden sein. Die Befruchtung erfolgt hauptsächlich durch Bienen und andere Insekten.

Ilex wächst langsam, pro Jahr kann man mit einem Zuwachs von 10 bis 20 Zentimeter Höhe rechnen. Eine zu knappe Wasserversorgung, auch im Winter, begrenzt das Wachstum. Andere Faktoren haben kaum Einfluss. Die Pflanze ist kaum anfällig für Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten.

Ilex im Garten

Ilex wächst am besten auf sandigem, nährstoffreichem, kalkarmem Lehmboden im Halbschatten, bevorzugt unter anderen Bäumen oder in Wäldern. Volle Sonne ist nicht nur nicht erforderlich, sondern kein angemessener Standort. Ilex ist typisches Unterholz in lichten Buchen- und Fichtenwäldern, wächst aber auch unter anderen größeren Bäumen. In einer eher dunklen Ecke im Garten wird der Ilex also besser gedeihen als mitten in der Sonne. Alternativ ist er gut als Heckenpflanze geeignet, auch als Schnitthecke.

Auch unter optimalen Bedingungen wächst Ilex langsam. Dafür ist der Strauch oder kleine Baum in europäischen Wintern winterhart und immergrün. Das dunkelgrüne Laub und die roten Beeren bilden einen hübschen Kontrast, auch zu weißem Schnee, wenn es welchen gibt.

Ilex ist zweihäusig, das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Nur an den weiblichen entstehen die hübschen roten Beeren, und auch nur dann, wenn es mindestens ein männliches Exemplar in der Nähe gibt. Da der Ilex auch in der Natur meistens gesellig vorkommt, spricht nichts dagegen, mehrere Sträucher zu pflanzen, wenn man ihn im Garten haben möchte. Der Platzbedarf ist gar nicht so groß, und die begehrten Sonnenplätze beansprucht er auch nicht.

Wenn der Ilex mal gepflanzt oder ausgesät ist, dann ist er anspruchslos. Man kann ihn schneiden, muss das aber nicht tun. Er braucht selten Dünger oder Wasser, die tiefen Wurzeln versorgen ihn im Allgemeinen ausreichend. Staunässe sollte vermieden werden, das sollte man schon bei der Standortwahl bedenken. Er wird sich vermutlich selbst verbreiten, so dass der Ilex-Bestand im Laufe der Jahre größer werden wird. Da er langsam wächst, lässt sich das aber auch einfach eindämmen, wenn es nicht erwünscht ist.

Wenn man seinen Bestand vergrößern möchte, kann man die reifen Beeren als Samen verwenden, auch wenn sie eine sehr lange Keimdauer haben. Oder man kann einzelne Zweige mit Steinen auf dem Boden fixieren. Diese Absenker wachsen nach einiger Zeit an, es entsteht eine neue Pflanze. Die man dann auch an eine andere Stelle versetzen kann, wenn das gewünscht ist.

Bevor man seinen Ilex in der Nähe der Terrasse oder an anderen, häufig benutzten Orten im Garten pflanzt, sollte man bedenken, dass die stacheligen Blätter nicht nur schön aussehen, sondern auch zu Verletzungen führen können. Mit etwas Abstand wirkt die Schönheit vielleicht besser.

Ilex als Kübelpflanze

Ilex kann auch als Kübelpflanze gezogen werden. Dann wird er nicht so groß werden, aber genauso hübsch anzusehen sein wie die im Garten gezogenen oder im Wald wild wachsenden Exemplare. Bei Kübelpflanzung muss regelmäßig gegossen werden, damit die Pflanze nicht austrocknet, auch im Winter. Im Kübel gezogene Exemplare sind auch nicht so winterhart wie Freilandpflanzen. Sie sollten einen Winterschutz erhalten oder bei Frost ins Gewächshaus oder ähnliches gebracht werden.

Pflege

Der Ilex ist anspruchslos. Bei anhaltender Trockenheit muss man gießen, Kübelpflanzen auch öfter. Dazu sollte man unbedingt abgestandenes Regenwasser verwenden, denn Kalk mag er überhaupt nicht. Normalerweise braucht er nicht gedüngt zu werden, auch hier sind Kübelpflanzen natürlich die Ausnahme. Etwas Kompost oder anderer organischer Dünger reicht aber auch hier aus.

Man kann den Ilex einfach so wachsen lassen, wie er möchte, es ergibt sich meistens eine hübsche Kegelform. Man kann ihn aber auch in Form oder sonstwie schneiden, zum Beispiel als Hecke. Aber auch das Abschneiden von Zweigen für die Weihnachtsdekoration schadet dem Ilex nicht, wenn man es nicht übertreibt und nicht mehr abschneidet, als im jeweiligen Jahr zugewachsen ist. Damit die abgeschnittenen Zweige, auch die mit den roten Beeren, möglichst lange haltbar sind, sollte man damit bis nach dem ersten Frost warten.

Mehrere Vogelarten nisten im Ilex. Das stachelige Laub bietet einen gewissen Schutz vor Fressfeinden wie Katzen und Mardern. Deshalb sollte man seine Sträucher also nur im Spätherbst oder Winter schneiden. Da das Laub sowieso nur dann länger haltbar ist, wenn es nach dem ersten Frost geschnitten wurde, lässt sich diese Regel leicht einhalten. Es ist also nicht nötig, brütende Vögel zu stören, wenn man Ilex als Schmuck oder zur Dekoration verwenden möchte.

Ilex ist giftig

Ilex ist giftig, sowohl die Blätter als auch die Früchte enthalten mehrere für Menschen und viele Tiere giftige Stoffe. Man sollte ihn also nicht in der Nähe von Kinderspielplätzen anpflanzen, sollte auch seine Kinder vor ihm warnen. Tiere meiden ihn im Allgemeinen von sich aus, die Haustiere sind also nur im Ausnahmefall gefährdet. Für Vögel sind die roten Ilex-Beeren dagegen ein begehrtes Winterfutter.

Die stacheligen Blätter wird vermutlich niemand aus Versehen essen, aber bei den hübschen roten Früchten sollte man aufpassen. Magen-Darm-Beschwerden sind zu erwarten, aber bei Aufnahme von 20 Beeren oder mehr kann es auch zum tödlichen Ausgang kommen.

Wie viele andere giftige Pflanzen auch, wurden auch die Blätter und Beeren des Ilex früher für medizinische Zwecke benutzt, sie sollten Fieber senken, Rheuma heilen und noch einige andere Wirkungen mehr haben. Da der Abstand zwischen der wirksamen und der schädlichen Dosis allerdings klein ist, ist von Versuchen dringend abzuraten. Die Wirkung ist leider zweifelhaft, mit Nebenwirkungen muss gerechnet werden.

Im Elsass wird aus den Stechpalmenbeeren ein Obstbrand hergestellt, der Baie de Houx. Durch das Brennen werden die Giftstoffe zerstört, der Geschmack bleibt erhalten. Einfaches Kochen hat nicht dieselbe Wirkung, vom Genuss der Stechpalmenbeeren ist also in jedem Zustand dringend abzuraten.